Sind dann mal weg

Bolivien

Auf überraschend guten Strassen – zwar grösstenteils Schotterpisten, aber in hervorragendem Zustand – erreichen wir am selben Tag Uyuni. Manuel geht es inzwischen so schlecht, dass er im Café einen Coca-Tee bestellt. Wir beziehen unser Camp beim Eisenbahnfriedhof von Uyuni. Dieser liegt etwas ausserhalb der Stadt und ist neben dem Salar de Uyuni das zweite Touri-Highlight hier. Wir verbringen zwei Nächte hier, so dass sich Manuel noch etwas erholen kann, bevor wir auf den Salar fahren. In der zweiten Nacht werden wir von zwei Polizisten mit einem Lautsprecher geweckt. Dies sei kein guter Platz zum campen, meinen sie. Gefährliche Zone, wir sollen aufpassen. Gute Nacht :). Ein Grund mehr, am nächsten Tag weiterzuziehen.

Weiter auf die grösste Salzpfanne der Welt, den Salar de Uyuni. Die Reiseführer überschlagen sich mit Warnungen, man solle da nur nach eingehender Beratung von Einheimischen mit dem eigenen Fahrzeug hinfahren, wenn überhaupt. Wir beschliessen, uns selbst ein Bild zu machen, und siehe da: Einige Kilometer nördlich von Uyuni gibt es eine Einfahrt, welche für Schnurrli problemlos machbar ist. Keine Spur von „einsaufen“ oder ähnlichen Horrorszenarien. Eigentlich ist der Einstieg die einzige kritische Hürde, da am Ufer oftmals Matsch vorhanden ist. Vielleicht liegt es einfach an der Jahreszeit oder in den Reiseführern sind veraltete Informationen, man weiss es nicht.

Nach einigen Kilometern besichtigen wir das Dakar-Rallye-Monument sowie das inzwischen geschlossene Salzhotel, bevor wir einige Kilometer weiter im Nirgendwo unser Nachtlager aufschlagen. Ein komisches Gefühl, mitten in einer Wüste zu campen, weit und breit kein Licht oder Zivilisation in Sicht.

Neben dem obligatorischen Fotoshooting fahren wir am zweiten Tag die rund 60 Kilometer in der Salzwüste zur Isla Incahuasi. Die Insel ist Ziel von allen Uyuni-Touren und ist übersäht mit Kakteen (Kaktussen?). Da gefühlt rund 1 Mio. Menschen sich über die wenigen Wanderpfade auf der Insel verteilen – hier gibts sogar Handyempfang – geniessen wir das Spektakel aus der Distanz. Wir verbringen nochmals eine Nacht unter dem wohl schönsten Sternenhimmel, den wir je gesehen haben. Es ist eine ausgesprochen klare Nacht und nicht ein Licht stört die perfekte Sicht auf die Milchstrasse. Eindrücklich!

Von Uyuni fahren wir weiter nach Sucre. Auf dem Weg nach Sucre liegt die Stadt Potosi, eine der höchstgelegenen Grossstädte weltweit (ca. 4’000 m.ü.M.). Wir belassen es jedoch beim Durchfahren und verzichten auch auf die beliebte Minentour, wo man mit einem Guide eine Mine besucht, in der noch gearbeitet wird (natürlich unter übelsten Umständen).

Grund für unseren Nicht-Halt in Potosi sind mitunter Lisa und Johannes, die wir in El Chaltén kennengelernt haben und danach ebenfalls in Santiago wieder getroffen haben. Die beiden haben netterweise Manuels Kindle, den er im Hostel in Santiago liegen gelassen hat, abgeholt und nun zwei Monate mitgenommen… Da die beiden jedoch weiter nach Santa Cruz reisen, müssen wir uns ein wenig beeilen, um sie noch zu erwischen.

In Sucre angekommen beziehen wir unser Hostelzimmer. Ja, richtig gelesen, Hostelzimmer. Die Stadt ist nicht auf Overlander ausgelegt und so gibt es keine wirklichen Stellplätze oder ähnliches, sodass wir auf ein Hostel mit Parkmöglichkeit ausweichen (müssen). Auch wiedermal schön, etwas mehr Platz zu haben. Kurz darauf kommen wir in den Genuss einer Stadtführung von Lisa und Johannes, und verbringen einen gemütlichen Abend mit den beiden.

Die kommenden Tage gehen wir eher ruhig an, Sucre ist dafür der perfekte Ort. Trotz deutlich über 200’000 Einwohnern wirkt die Stadt gemütlich und ordentlich. Und sauber. Das Zentrum ist geprägt von zahlreichen Bauten aus der Kolonialzeit mit wunderschönen Innenhöfen, eingebettet in eine wunderschöne Hügellandschaft. Gleich an zwei Tagen in Folge besuchen wir den Aussichtspunkt La Recoletta mit einem Café, das mit zahlreichen Liegestühlen und einem super Ausblick über die Stadt zum Verweilen einlädt. Das tun wir dann auch.

Unsere Reise geht weiter Richtung La Paz. Ein bulgarisches Pärchen, das wir im Hostel kennengelernt haben, warnt uns vor der Strecke. Sei – zumindest mit dem Drahtesel – eine Katastrophe. Aber wir haben ja keinen Stress, schliesslich verbleibt noch einige Zeit, bis wir am 28. Juli von La Paz nach Costa Rica in unsere wohlverdienten Ferien fliegen ;).

Aufgestockt mit Vorräten vom Markt und Benzin von der Tankstelle – ein Thema für sich hier, aber dazu später –  machen wir uns auf den Weg. Die Ruta 6 nach Oruru führt mitten durch eine wunderschöne Berglandschaft. Ist jedoch eine einzige Baustelle. Am ersten Tag schaffen wir gerade mal 140 Kilometer. Schotterstrassen, Bachüberquerungen, Umleitungen noch und nöcher… So schön die Umgebung, so übel die Strassenverhältnisse. Nach knapp zweihundert Kilometern wird die Strasse jedoch besser und wir kommen richtig gut voran, sodass wir für die 560 Kilometer nach La Paz schlussendlich doch nur zwei Tage benötigen.

Ja, das mit dem Tanken ist so eine Sache hier. Grundsätzlich ist es nur wenigen Tankstellen erlaubt, an Ausländer Diesel/Benzin zu verkaufen. Da der Benzin vom Staat subventioniert wird, für Einheimische kostet der Liter nur gerade 3.74 Bolivianos – rund 50 Rappen, führte dies dazu, dass Geschäftsleute und Lastwagenfahrer Zweittanks mit dem günstigen Benzin füllten und im angrenzenden Ausland teurer weiterverkauften. Um dies zu verhindern, wurde ganz in sozialistischer Manier, ein arbeitsintensives Kontrollsystem mit Aufsehern, Kameraüberwachung etc. eingeführt. Diejenigen Tankstellen, die an Ausländer verkaufen dürfen, müssen den Touristenpreis von ca. 8.8 Bolivianos verrechnen, etwa 1.20 Franken, der wohl teuerste Treibstoff in Südamerika. Meist kommt man aber als Ausländer dann doch an etwas günstigeren Diesel, meist um die 6 Bolivianos. Dies funktioniert so, der Aufseher schliesst beide Augen, während der Tankwart zum Einheimischentarif auffüllt. Es wird keine Rechnung ausgestellt und der Bezug vermutlich dann irgendeinem lokalen Grossverbraucher angehängt. Die Differenz zwischen dem Local-Preis landet dann in den Taschen des korrupten Aufsehers. Cleveres System. Bisher kamen wir immer ziemlich gut durch, auch wenn wir manchmal mehrere Tankstellen abklappern mussten…

Nun stehen wir etwas ausserhalb von La Paz beim Hotel Oberland, das von einem Schweizer geführt wird und einige Stellplätze für Camper anbietet. Nachdem Manuel wieder genesen ist, hat es Patricia erwischt. Nach einem Putztag liegt sie nun flach und die geplanten Tagesausflüge in die Stadt wurden bis auf weiteres aufgeschoben. Scheint, als ob wir uns da etwas hin und her schieben… Ob wir wohl die Höhenluft nicht vertragen? Oder ob es doch an den selbstgekochten Fajitas vom Vorabend liegt?

 

Ein Kommentar zu “Bolivien

  1. Martin Frei

    Offensichtlich ist die Höhenluft nichts für Euch. Vielleicht hilft eine Flasche Brandy um wieder auf die Beine zu kommen!!??, oder ein feines Bier – Manuel??
    Weiterhin eine gute und unfallfreie Reise!!